DIESE ABKüHLUNGS-TIPPS HELFEN WIRKLICH – UND DIESE NICHT

Düsseldorf. Warme Getränke helfen besser als kalte, ein nasses Handtuch vorm Fenster oder über den Ventilator gestülpt kühlt die Raumtemperatur merklich runter – welche Mittel gegen Hitze helfen und welche Quatsch sind.

NRW steht vor einem heißen Wochenende. Während es sich im Freien noch ganz gut abkühlen lässt, haben Bewohner nicht nur von Dachgeschosswohnungen mit der Hitze zu kämpfen. Tipps, wie man schnell und pragmatisch Abhilfe schafft in den eigenen vier Wänden, gibt es zuhauf. Diese können sich nicht nur auf handwerkliche Kniffe beziehen, sondern hängen beispielswiese auch mit der Ernährungsweise zusammen. Wir haben einige der beliebtesten Hausmittel und Abkühl-Mythen gegen Hitze auf den Prüfstand gestellt.

Statt kalter Limo lieber heißen Tee trinken?

Saskia Hein, Ernährungswissenschaftlerin von der Verbraucherzentrale NRW, rät, weder zu heiße noch zu kalte Getränke zu sich zu nehmen. „Heiße Getränke führen dazu, dass man noch mehr schwitzt, weil der Körper denkt, er muss runterkühlen, und dadurch mehr Energie aufwendet – das kann auch den Kreislauf belasten“, sagt sie. Bei eisgekühlten Getränken wiederum werden der Kreislauf ebenfalls belastet, da der Körper Kälte empfinde und sich aufwärmen wolle. Am besten sei es also, Getränke maximal kühlschrankkalt und Tee eher lauwarm bis warm zu trinken. Und am besten ungesüßt: „Süße Getränke wie Limo führen dazu, dass man mehr Durst bekommt, da der Körper den hohen Zuckergehalt ausgleichen will“, erklärt Hein. Besser seien Wasser oder Saftschorle, aus drei Teilen Wasser und einem Teil Saft. Dazu sei „infused water“ empfehlenswert, also Wasser mit Zitronen- oder Gemüsestücken wie Gurkenscheiben und Kräutern zu versehen.

Bei Hitze sollte man auf Kaffee und Alkohol verzichten, da sie dem Körper Wasser entziehen

„Kaffee hat keine entwässernde Wirkung, wirkt nur kurzzeitig harntreibend, eher ist die Temperatur wieder das Problem“, sagt Hein. Komplett auf Kaffee zu verzichten, sei nicht nötig, allerdings sollten es maximal vier bis fünf Tassen täglich sein. Kaffee sorge auch für Wasserzufuhr, eigne sich aber nicht als Durstlöscher. Davon abgesehen, sollte man auch Wasser zur Deckung des Flüssigkeitsbedarfs trinken, rät die Expertin. Dieser betrage an heißen Tagen mindestens zwei bis 2,5 Liter, für Sportler oder körperlich arbeitende Menschen entsprechend mehr. Am besten jede Stunde ein Glas Wasser (200 ml) zu trinken ist eine hilfreiche Faustformel. Wer viel schwitzt, kann verlorene Mineralstoffe mit einer Prise Salz im Getränk ausgleichen.

Und wie sieht es mit Alkohol aus? „Generell in Maßen, denn er entzieht dem Körper Wasser, belastet die Leber, und man kann ihn auch nicht ausschwitzen“, sagt Hein. Zu Alkohol sollte man immer Wasser oder andere alkoholfreie Getränke zum Ausgleich trinken, dazu seien höchstens zwölf Gramm Alkohol pro Tag (0,25 Liter Bier oder 0,1 Liter Wein) für Frauen und die doppelte Menge für Männer anzuraten. Viel besser sei es natürlich, ausschließlich zu alkoholfreien Getränken zu greifen.

Auf Fleisch und scharfe Nahrung sollte man verzichten

„Fleischverzicht ist nicht unbedingt notwendig. Allerdings sind deftige Gerichte nicht angenehm für den Körper bei Hitze“, sagt Saskia Hein. Diese seien nämlich schwer verdaulich, der Körper müsse zur Verarbeitung viel Energie aufwenden. Leichte Mahlzeiten sind hier besser, wasserreiche Gemüsesorten wie Tomaten oder Gurken geben dem Körper Wasser und wirken erfrischend. Durch Vitamine und Mineralstoffe könne man zudem das Schwitzen ausgleichen. Ähnlich wie bei Fleisch sei gegen scharfe Nahrung ebenfalls wenig einzuwenden, sagt Hein. „Diese entziehen keine Flüssigkeit und regen sogar den Durst an, so dass man mehr trinkt.“ Grundsätzlich könne man essen, was einem passe, man sollte aber auf eine ausreichende Wasserzufuhr achten.

Bei starkem Hitzegefühl eiskalt duschen

Davon raten Ärzte ab. Eiskaltes Duschen kühlt nur sehr kurzfristig ab. Das kalte Wasser sorgt aber dafür, dass sich die Blutgefäße verengen und der Kreislauf schockartig hochgefahren wird. Als Folge schwitzt der Körper letztlich mehr als vorher. Eine lauwarme Dusche ist eher angeraten. Die Haut nicht ganz abzutrocknen hinterher sorgt durch die Verdunstungskälte für einen angenehmen Zusatzeffekt. Der Hausärzteverband Nordrhein außerdem rät zur Hautbefeuchtung mit kühlem aber nicht kaltem Wasser in Form von Umschlägen auf dem Kopf oder auf der Leistengegend.

Ein kaltes Fußbad sorgt am ganzen Körper für Abkühlung

Ein kaltes Fußbad verringert die Fußdurchblutung, kühlt aber nicht den gesamten Körper. Besser Arme, Nacken und Beine befeuchten und in luftiger Umgebung mit Verdunstungskälte kühlen, rät der Hausärzteverband Nordrhein.

Ein Ventilator mit einem nassen Handtuch kühlt die Wohnung ab

Ein Ventilator kühlt die Wohnung nicht runter, sorgt aber für ein kühleres Gefühl. „Der Schweiß auf der Haut verdunstet schneller“, weiß Christian Handwerk, Referent für energieeffizientes Bauen bei der Verbraucherzentrale. Dazu trage auch ein feuchtes Handtuch bei. Der Ventilator kühle durch Verdunstung der Feuchtigkeit im Grunde das Handtuch ab. „Allerdings steigt dadurch auch die Luftfeuchtigkeit im Raum, was die Hitze hinterher noch unerträglicher macht“, sagt Handwerk, der deshalb eher vom Handtuch abrät.

Das Problem der Luftfeuchte entlarvt auch einen anderen Abkühl-Mythos: die nasse Wäsche im Zimmer zu trocknen: „Das ist Quatsch. Insgesamt bringt das nichts. Zwar gibt es eine Verdunstungskälte, aber die spürt man nur, wenn man nahe am Wäscheständer sitzt“, so Handwerk. Wie beim Ventilator: Die Raumtemperatur wird nicht heruntergesetzt, aber der Bewohner kann sich durchaus erfrischt fühlen.

Die Vorhänge befeuchten oder ein nasses Handtuch ins Fenster hängen

„Das ist eher ein Effekt, den man nicht spürt“, sagt Handwerk. Eher handele man sich eine gestiegene Luftfeuchtigkeit ein. „Dies kann eher zur Unbehaglichkeit führen, kann aber auch zur Schimmelbildung beitragen.“

Die Fenster mit Decken oder Alufolie abdecken

Auch eine Decke hat bereits einen geringen Effekt, da die Hitze, die in die Wohnung eindringt, zumindest hinausgezögert wird. Christian Handwerk rät aber eher zur beschichteten Folie. „Die Alufolie mit ihrer reflektierenden Oberfläche ist ein sogenannter innen liegender Sonnenschutz. Der Reflexionsschutz schickt die Sonnenstrahlung wieder nach draußen.“ Der Effekt sei auch hinsichtlich der Temperatur messbar. Wer bereits eine entsprechende Jalousie oder ein Thermorollo hat, muss natürlich nicht weiter tätig werden.

Abends Stoßlüften im Schlafzimmer oder Durchzug in der ganzen Wohnung?

Möglichst kurz und intensiv lüften, dabei wenn möglich mehrere Fenster öffnen, ist hier die Devise. „Besser querlüften, wenn es geht. Möglichst viele Zimmer durchlüften, um viele Bauteile mitzunehmen“, sagt Handwerk. Möbel und Wände wirken nämlich als Hitzepuffer, wenn die Temperatur draußen schon längst abgekühlt ist. Mit dem Lüften sollten man erst anfangen, wenn die Temperatur außen niedriger ist als in der Wohnung. Hier könne man nach dem persönlichen Gefühl entscheiden, so Handwerk. Tagsüber zu lüften, bringe an heißen Tagen nichts. „Auch wenn man eine frische Brise spüre, die Hitze komme trotzdem rein. Also: kurzes Stoßlüften für den Sauerstoffaustausch, wenn es zu stickig wird, ansonsten: „Fenster zu und Ventilator an“, so Handwerk.

Teppiche sollten entfernt werden, sie wirken wie Dämmmaterial

Der Effekt sei vorhanden, aber eher marginal bei den meisten Teppichen, erklärt die Verbraucherzentrale. „Richtig ist aber, wenn es dickere Teppiche sind, dann gibt eine thermische Entkoppelung. Dann verhindert der Teppich, dass nachts der Boden auskühlt. Je dicker der Teppich, desto größer der Effekt“, sagt Handwerk. Was die Heizung angeht, rät die Verbraucherzentrale, auf Sommerbetrieb umzustellen. Bei modernen Heizungen passiere das oft automatisch, an älteren Gasthermen beispielsweise könne man das manuell tun. Der Modus sei häufig durch ein Wasserhahn-Symbol markiert. „Dann wird die Heizkörperversorgung vom Rest getrennt, und nur noch die Warmwasserversorgung ist angestellt“, sagt Christian Handwerk. Andernfalls würden Heizungen, auch wenn sie abgestellt sind, im Normalbetrieb hin und wieder mit Heizungswasser durchgespült und so ein bisschen Wärme abgeben.

Lieber weit geschnittene Kleidung als kurze Kleidung

Beides kann sicherlich der Hitze Einhalt gebieten, aber lange Kleidung, die den Körper bedeckt, schützt die Haut vor Hitze und starker Sonneneinstrahlung und ist deshalb vorzuziehen: „Die Kleidung sollte eine direkte Hitzeexplosion von Körperteilen verhindern. Der Körper sollte bedeckt sein und die Kleidung locker oder weit anliegen, um Luftaustausch zwischen Körper und Kleidung zu ermöglichen“, sagt eine Sprecherin des Hausärzteverbands Nordrhein.

Anmerkung der Redaktion: Diesen Text haben wir bereits 2022 veröffentlicht. Da er weiter aktuell ist, bieten wir ihn erneut zum Lesen an. Alte Kommentare zum Thema lassen wir aus Transparenzgründen weiter stehen.

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